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| Künstlerische Ausbildung  Studium Freie Kunst, Köln / Visuelle Kommunikation, Düsseldorf.
Abschluss: Diplom-Designer. Creative-Direction (Member of the Board) in internationalen Werbeagenturen.
Verschiedenste Auszeichnungen und Creative Awards für Design, Artwork und Film (u.a. beim Art Directors Club Deutschland und dem New York Festival). Parallel zu Werbung und Design frei künstlerisch tätig.
Seit 2011 ausschließlich. Lebt und arbeitet in Meerbusch.


| Die Kunst der Martina Ziegler  Text: Dr. Dagmar Täube (artcura)


Das Bild des Menschen hat die Künstler von jeher interessiert. Dabei spiegelt es das herrschende Weltbild ebenso wie die Auseinandersetzung mit den inneren Gemütsregungen. In diesem Sinne gibt es wohl kaum ein anderes Motiv, das sich so vielschichtig durch die Jahrhunderte präsentiert. Es ist heute wie zu jeder anderen Zeit gleichermaßen aktuell und wird immer wieder neu erfunden.

Eng damit verknüpft ist zugleich das Thema der Schönheit, die ebenfalls in unterschiedlichen Zeiten immer wieder anders und neu bewertet wurde, aber stets auch eine große Rolle spielte.

In diesem thematischen Umfeld bewegt sich auch Martina Ziegler. Die Darstellung von Frauenbildern, auch in der Begegnung mit historischen Hintergründen aus Kunst und Literatur, sind zu ihrem zentralen Thema geworden. Mit jeder neuen Werkgruppe taucht sie tiefer in diese Arbeit ein und entwickelt es weiter. Dabei geht sie ihren ganz eigenen Weg und schafft neue Einsichten. Besonders wichtig ist ihr das künstlerische Ringen mit dem Sujet. Dies schafft sie auf der soliden Basis feinster Malerei, aber auch mit dem Einsatz neuester technischer Mittel, die jedoch nie zum Selbstzweck werden. Die künstlerische wie menschliche Tiefe, die daraus entsteht, findet der Betrachter in ihren Werken wieder. Auf den ersten Blick sind alle Figuren fast makellos schön und dennoch wirken sie nicht oberflächlich. Dort, wo sie aufgelöst und neu zusammengesetzt wurden, ergänzt der Betrachter selbst diese Schönheit als Ganzes. Es umgibt die Figuren zuweilen etwas Gedankenverlorenes oder Mystisches, selten etwas Heiteres.

Die Turbanbilder erinnern an die klassische Malerei großer Meister. Hier setzt sich Martina Ziegler mit subtiler Ausstrahlung auseinander. Sie schafft Bilder von zeitloser Ästhetik und großer Eindringlichkeit. Ausgewogene, ebenmäßige Züge und harmonische Farbwirkungen bestimmen die Darstellungen. Gemeinsam ist ihnen eine starke Intensität. Die Figur nimmt Augenkontakt zum Betrachter auf, ohne etwas von sich zu verraten. So wird der Betrachter angeregt, sich selbst mit dem Sujet auseinanderzusetzen und darüberhinaus auch mittels des Bildes in sich selbst hineinzuschauen.

Die Begegnungen sind szenischer aufgefasst. Sie mixt Zitate und Epochen, inszeniert Fiktives und Bestehendes neu. Immer sind zwei Figuren zu erkennen, wobei sich der Betrachter fragt, ob es wohl zwei Seiten eines einzigen Menschen sind. Es umgibt sie eine eigentümliche Stille, fast eine einsame Atmosphäre. Sie treten nicht miteinander in Kontakt und gehören doch unabdingbar zusammen, wie die Licht- und Schattenseiten in unserem Dasein. Oft blickt man wie durch einen Schleier auf die Darstellung. Mit wenigen Accessoires gelingt es, die Figuren in eine andere Zeit zu versetzen, z.B. ins 19. Jahrhundert. Die Farbigkeit und Atmosphäre transportieren eine Stimmung, die den Betrachter in diese Zeit hineinversetzt. Sie erzählen Geschichten und regen gleichermaßen wieder zur Innenschau an.

Die jüngste Serie, die Multiple Portaits, setzt sich auf einer anderen Ebene mit der Vielschichtigkeit des Menschen auseinander. Hinzu kommt das Interesse der Künstlerin an den neuen visuellen Ausdrucksmöglichkeiten, die sich in einer aufwendigen Kombination aus Malerei, Fotografie und Computerbearbeitung zeigt. So wie das Facettenauge einer Fliege unterschiedliche Details wahrnimmt und zu einem Gesamtbild zusammensetzt, so kreiert auch Martina Ziegler neue An- und Einsichten weiblicher Porträts. Man mag sich zunächst an kubistische Bildauffassungen erinnert fühlen, die sie jedoch weiterführt und mithilfe vollkommen neuer Techniken zu ganz neuen Kreationen zusammenfügt. Immer vielschichtiger werden dabei ihre Menschenbilder, und dies nicht nur künstlerisch-technisch gesehen, sondern auch in ihrer Ausstrahlung.

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